Heu ist die Futtergrundlage für jedes Pferd. Doch Heu ist nicht gleich Heu. Es gibt qualitative Unterschiede. Doch auch nur hochwertiges Heu hält unsere Pferde gesund. Was aber macht gutes aus und woran erkenne ich es?
Der Sommer macht es uns dieses Jahr wirklich nicht leicht. Natürlich haben wir uns nach dem langen und sehr nassen Winter auf den Sommer gefreut. Doch dieses Jahr ist es sehr trocken. Es regnet kaum und das Gras wächst so gut wie gar nicht. „Weidesaison“ kann man das wirklich nicht nennen…
Leider sind unsere vorhandenen Weiden alle abgegrast und von der Sonne „verbrannt“. Grün sieht man gar nicht, es stehen nur noch dürre Stoppeln auf der Wiese 😥 Somit haben wir Nayeli und Oskar zurück auf die Winterweide geholt und füttern sie seit Juni mit Heu. Wir hatten glücklicherweise noch zwei „Notfallballen“ vom Winter. Dass uns diese zwei Reserveballen nicht reichen würden, hätten wir ehrlich gesagt, nicht gedacht. Leider hatte der Heulieferant unseres Vertrauens auch kein Heu mehr aus 2017 und das frische Heu vom ersten Schnitt können wir noch nicht verfüttern, da es noch nicht lange genung lagert. Wir mussten uns also auf die Suche nach Heu machen. Doch die Suche gestalte sich als echt schwierig – denn Heu ist nicht gleich Heu! Manche Menschen sind echt der Meinung, sie mähen das Gras ab, pressen es irgendwann zusammen und fertig ist das Heu. Prinzipiell ja, aber: Nicht jedes Heu ist auch qualitativ hochwertig genug, damit es unsere Pferde gesund hält. Zudem mähen viele Menschen einfach alles ab, was auf der Wiese rumsteht. Sie kümmern sich nicht darum, sich erst einmal schlau zu machen, was für Pflanzen auf ihren Wiesen wachsen und ob diese für die Pferdefütterung überhaupt geeignet sind. Da wir unserem Heulieferanten blind vertrauen, mussten wir uns bislang nicht wirklich darüber Gedanken machen, ob wir hochwertiges Heu in unserem Lager haben. Doch dieses Jahr ist es anders und wir brauchen Heu aus letztem Jahr und mussten dieses auch noch über andere Lieferanten beziehen. Somit stellten wir uns die Frage: Was macht eigentlich qualitativ hochwertiges Heu aus und woran erkennen wir es? Wie sollte das Heu sein: Weich und zart oder grob und stängelig? Ist staubiges Heu eigentlich auch immer gleich ein Hinweis auf Schimmel?
Inhalt ➥ Welche Rolle spielt Cellulose in der Pferdefütterung ➥ Mythos "zweiter Schnitt" ➥ Bedeutet Staub im Heu immer gleich Schimmel? ➥ Giftpflanzen ➥ Farbe und Geruch ➥ Qualitätstabelle für Pferdeheu
Welche Rolle spielt Cellulose in der Pferdefütterung?
Fangen wir einmal ganz von vorne an: Das Verdauungssystem der Pferde hat sich in ihrer Evolution daran angepasst, die Energie für ihren Organismus aus Cellulose zu gewinnen, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und faserig aufgebaut. Dieser steht meist auch in kargen Zeiten ausreichend zur Verfügung und die Tiere können sich damit ausreichend an Energie versorgen. Möglich machen das Enzyme von Mikroorganismen im Dickdarm, die die Fasern aufspalten und als Energie nutzbar machen.
Mythos „zweiter Schnitt“
Weit verbreitet ist der Mythos, dass für die Pferdefütterung nur der erste Schnitt geeignet ist. Das stimmt nicht so ganz. Der erste Schnitt erfolgt meist recht spät, sodass die Gräser gerade in der Blüte- oder gar in der Samenbildungszeit sind. In dieser Zeit benötigt das Gras sehr viel Cellulose, damit die Stängel ausreichend stabil sind, um die Blüten bzw. Samen halten zu können.
Erfolgt der zweite Schnitt realtiv schnell nach dem ersten Schnitt, sind die Gräser noch relativ grün und saftig, da sie noch sehr jung sind. Der Celluloseanteil ist nicht sehr hoch, was man daran erkennt, dass das Heu zart und lockig ist. Dieses Heu ist nicht geeignet für die Pferdefütterung, da es einen hohen Anteil an Nährstoffen hat. Solches Heu kann zu Fehlgärungen im Pferdekörper führen. Zudem wird weiches Heu weniger gekaut und die Pferde fressen deutlich mehr davon, was gerade bei leichtfuttrigen Pferden fatal enden kann.
Erfolgt der zweite Schnitt aber relativ spät, also hatte das Gras wieder genügend Zeit, zu wachsen, ist der Celluloseanteil in diesem Schnitt auch sehr hoch. Er ist vom ersten Schnitt kaum zu unterscheiden und eignet sich deshalb auch wieder zur Fütterung. Es kommt also darauf an, wie lange das Gras wachsen konnte.
Bedeutet Staub im Heu immer gleich Schimmel?
Schimmel ist schädlich und wenn ihr verschimmeltes Heu erkennt, entsorgt den kompletten Ballen oder Bündel! Ja, komplett! So schmerzlich das auch ist. Ihr tut eurem Pferd keinen Gefallen damit. Schimmelpilze sind mikroskopisch klein und selbst, wenn ihr nur den schimmeligen Teil entfernt, wird sich der Pilz vermutlich schon viel weiter ausgebreitet haben.
Sichtbarer Schimmel erkennt ihr sofort an den grauen oder braunen, zusammengeklebten Stellen. Aber nicht immer ist er sichtbar. Meistens ist das Heu dann sehr staubig. Hier müsst ihr einen guten Riecher haben, denn wenn es muffig riecht, ist es Schimmel! Weg damit!
Ist staubiges Heu also immer ein Hinweis auf Schimmel? Nein! Es kann sein, dass Erdreich mit abgetragen wurde und dieses mit im Heu gelandet ist. Oft findet man dann noch Erdklumpen, Wurzel oder auch Moos. Das kommt daher, dass das Mähwerk zu tief eingestellt ist. Staubiges Heu, welches weder verklebt ist, noch muffig riecht, ist meist nicht von Schimmel befallen.
Sprecht mit eurem Lieferanten. Meist bekommt man einen Austausch dafür. Das kann mal passieren, dass dickere Stängel nicht komplett durchgetrocknet sind und somit die Restfeuchte für den Schimmel gesorgt hat. Wichtig ist nur, dass ihr das Heu nicht verfüttert!
Giftpflanzen
Giftpflanzen gehören keinesfalls in Heu! Dies lässt sich nun leider nicht genau prüfen… Man kann vor Ort ja schlecht einen Ballen auseinander nehmen. Hier müsst ihr eurem Lieferanten vertrauen. Befragt ihn, welche Pflanzen auf seinen Wiesen wachsen und, wenn ihr die Möglichkeit habt, besucht diese Wiesen vorab. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen. Eine Liste mit Giftpflanzen werde ich die Tage noch ergänzen.
Findet ihr Giftpflanzen im Heu (Herbstzeitlose oder Jacobskreuzkraut beispielsweise), sprecht mit eurem Lieferanten und verfüttert das Heu nicht weiter!
Wie z. B. Herbstzeitlose oder JKK im Heu aussehen kann, kann ich euch leider nicht zeigen. Denn so etwas hatte ich noch nie. Wenn ihr Bilder (eigene Bilder, nicht aus dem Netz) davon habt, wäre ich euch dankbar, wenn ihr mir diese schicken könntet, damit ich sie hier ergänzen kann. Schreibt mir einfach ➡
Farbe und Geruch
Oliv- bis hellgrünes Heu ist ideal und weist darauf hin, dass es bei guten Wetterverhältnissen geworben wurde.
Aber Achtung: Sind die Stängel ausgeblichen oder braun, schwärzlich bis leicht silbrig, ist das ein Hinweis auf eine Verwitterung oder Verpilzung!
Nase ins Heu: riecht es muffig, brandig oder gar faulig, dann weg damit. Ihr könnt sogar schon geringe Mengen an Schimmel erschnüffeln. Habt ihr ein Kitzeln in der Nase oder sticht es in der Stirnhöhle, ist bereits eine Schimmelbelastung im Heu vorhanden. Ihr solltet diesese Heu nicht verfüttern.